Scheitern mit Ansage?
Ziele verbinden wir oft mit von außen auferlegten Pflichten oder beruflichen Erfolgen, zu denen wir mehr oder weniger gezwungen werden. Daher haben Menschen oft eher negative Assoziationen, wenn sie sich Ziele setzen sollen. „Du meinst Scheitern mit Ansage? Nein danke.“ hat ein Bekannter letztens zu mir gesagt, als ich vorgeschlagen habe, dass wir uns in der gemeinsamen Arbeitsgruppe Ziele setzen. Mir scheint es, so denken doch ganz schön viele?
Ich hingegen setze mir jedes Jahr eine ganze Menge Ziele und ich arbeite auch mit Klienten sehr gerne und erfolgreich mit Zielen. Für mich sind Sie einen Entwicklungswerkzeug und ein Tool, um meine Wünsche zu formulieren und schrittweise in die Realität zu holen. Wenn ich manchmal am Jahresende oder auch zwischendrin auf meine Ziele schaue, bin ich oft selbst überrascht, wie viele davon in Erfüllung gegangen sind – fast von allein. Ich finde, es lohnt sich, es auszuprobieren. Hier ein paar Tipps dazu.
5 Schritte zu guten Zielen
Um sich Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen, sind folgende Schritte hilfreich:
1. Angst vor dem Scheitern verlieren
Die Haltung, dass Ziele Scheitern mit Ansage ist, muss als erstes über Bord geworfen werden. Tatsächlich vermeiden wir oft, uns Ziele zu setzen, weil wir uns als Looser fühlen, wenn wir sie nicht erreichen und daher Angst vor Zielen haben. Hier die gute Nachricht: es gibt keine internationale Zielerreichungskommission, die dich verurteilt!
Ich habe mir Anfang letzten Jahres als Ziel gesetzt, insgesamt 500 km zu laufen. Geschafft habe ich letztendlich knapp 320 km. Und was ist passiert? Nichts! Hat mich jemand verurteilt? Nein! Bin ich jetzt gescheitert? Nein, natürlich nicht! Denn hätte ich mir die 500 km nicht vorgenommen, wäre ich vielleicht gar nicht gelaufen oder nur 3,5 Meter, wer weiß. Für mich war es inspirierend, mir 500 km vorzunehmen und ich bin sehr stolz auf meine über 300 km. Hätte ich mir 1000 km vorgenommen, hätte ich wohl gar nicht erst angefangen und unter 500 km wäre mir zu wenig gewesen. Es kommt also darauf an, dass deine Ziele sich für dich gut anfühlen, nicht zu groß und nicht zu klein sind. Und ob es dann eine Punktlandung wird, du über dein Ziel hinausschießt oder auch das Ziel nicht ganz erreichst, ist eigentlich egal. Hauptsache, du hast deine Energie in etwas gesteckt, das dich interessiert. UND: du bist dein einziger Richter und hast es in der Hand, stolz auf das zu sein, was du erreicht hast oder nicht. Also, das einzige Scheitern ist, es gar nicht erst zu versuchen.
2. Sich mit Wünschen und Sehnsüchten konfrontieren
Um sich Ziele zu setzen ist es hilfreich, erstmal zu wissen, was man überhaupt will. Natürlich haben Menschen Träume: Ein Haus am Meer, einen sinnvolleren Job, eine tolle Beziehung, Geld wie Heu, Glück und Gesundheit und einen Monat Urlaub oder eine Weltreise machen und viele andere Wünsche. Doch oft höre ich gleich die Einschränkung: „Das wird sowieso nichts“ oder „Das geht nicht“.
Die Herausforderung ist tatsächlich, sich die Träume zu erlauben! Und zu verstehen, dass nichts unterreichbar ist. Oft packen wir unsere Träume und Sehnsüchte gut weg, weil es dann nicht so weh tut, sie evtl. nicht zu erreichen. Das senkt aber die Wahrscheinlichkeit erheblich, diese in die Wirklichkeit zu holen. Daher ist das ein großer Schritt: Traue dich, deine Wünsche, Träume und Sehnsüchte zu fühlen und in Betracht zu ziehen, dass du dich WIRKLICH und WIRKSAM dafür auf den Weg machen kannst. Und wenn du das gemacht hast – und das ist oft eine Herausforderung – geht es weiter….
3. Ziele verklaren
Was genau ist für die Geld wie Heu und wo soll der einmonatige Urlaub stattfinden? Was ist für dich ein sinnvoller Job oder eine großartige Beziehung? Wo wäre dein Haus am Meer und wie groß muss es tatsächlich sein, damit du dich dort wohlfühlst? Wie genau würde das alles aussehen. Je genauer deine Vorstellung davon ist, was dich glücklich macht, desto leichter ist es erreichbar. Aus Träumen werden greifbare Ziele, indem du sie dir verklarst und sie konkretisierst. Viel Geld ist nicht für jeden dieselbe Summe. Mache dir die Mühe und mache es so konkret wie möglich. Und je konkreter es wird, desto leichter fällt es dir womöglich auch, deine Wünsche zu priorisieren. Was ist am wichtigsten? Oft geht es aber auch gar nicht um ein entweder oder, sondern um ein Wann? Und damit kommen wir zu Schritt 4:
4. Finde Unterziele und passende Zeiträume
Manche Ziele sind so groß, dass man sie einfach unterteilen muss. Unterteile sie so lange in kleinere Ziele, bis sie passend sind und finde angemessene Zeiträume dafür. Wie viel Geld brauchst du für dein Traumhaus. Was musst du pro Jahr zurücklegen, um es finanzieren zu können? Ab wann fängt du an, es zu suchen? Was kannst du tun, um es zu finden?
Ich mache mal ein Beispiel: Ich möchte zum Beispiel gerne fließend Italienisch sprechen. Wie viel Zeit räume ich mir dafür ein? Vielleicht zum Ende des Jahres? Wie fühlt es sich an, zu sagen: „Ende des Jahres spreche ich fließend italienisch?“ Unrealistisch, ich glaube zu Ende des Jahres schaffe ich ein gutes B1-Italienisch. Was gibt es dazu zu tun? Sprachurlaub? Zu Hause lernen? Oft nach Italien fahren? Daher habe ich mir verschiedene Unterziele gemacht:
- Ich bin einmal pro Monat in Italien
- Ende des Jahres spreche ich sicher B1
- Ende 2023 spreche ich B2
- Ich mache jedes Jahr mindestens 2 Wochen Sprachkurs in Italien
- Ich schaue einmal pro Woche italienische Serien oder Filme
Und schon sieht es viel leichter aus. So geht es auch mit deinen großen Zielen. Brich sie runter, zerteile sie und suche dir Sachen, die dich dabei unterstützen. Was musst du dafür tun, um die Zwischenziele zu erreichen? Und wie viel Zeit brauchst du dafür? Dann kannst du auch große Ziele erreichen, die vielleicht noch Jahre entfernt sind. Doch jeder Schritt in die Richtung zählt.
5. Gute Formulierungen finden
Wie du vielleicht unter 4. schon gesehen hast, formuliere ich meine Ziel nach folgenden Regeln:
- Ich machen einen ganzen Satz, der im Präsens formuliert ist und „Ich“ als Subjekt hat
- Es gibt immer eine konkrete Zeitangabe
- Das Ziel ist wie bei 3. beschrieben so genau und konkret wie möglich
- Ich muss es selbst erreichen können
Worte wir „hätte“, „könnte“, „wollte“ etc. sind verboten. Warum? Na ja, wenn ich sagen würde: „Ich möchte gerne morgen fließend Italienisch sprechen“ hört sich das plausibel an. Wenn ich sage „Ab morgen spreche ich fließend italienisch“ merke ich schnell, dass das etwas knapp wird und ein anderer Zeitrahmen her muss bzw. das Ziel nochmal unterteilt werden muss. Daher so klar wie möglich im Präsens.
Einfach machen
So, los geht’s. Einfach machen. Learning by doing. Du erkennst ein gutes Ziel daran, dass es dich belebt und inspiriert. Und für dich inspirierende Ziele geben deiner Energie eine Ausrichtung und oft vergrößern sie deine Energie sogar. Es kann also gar nichts schief gehen. Das schlimmste, was passieren kann ist, dass du dein Ziel nicht erreichst und dann lies einfach noch einmal Punkt 1.
Irgendwann bist auch du Profi
Profis fallen nicht vom Himmel, jeder Profi hat angefangen wie du und ich und hat einfach angefangen. Also: Fang an. Und wenn du ein Zieleprofi geworden bist, wirst du mit den Schritten eins bis drei keine Probleme mehr haben und es geht für dich hauptsächlich darum, dir hin und wieder die Zeit zu nehmen, dir neue Ziele zu suchen und sie angemessen aufzuschreiben. Dafür kannst du dir vielleicht Stunden oder Tage freihalten, alle paar Monate Zeit einplanen oder dir auch Unterstützung suchen. Viel Erfolg!