Burnout: Ein schleichender Prozess

Burnout ist in aller Munde, aber viele Menschen wissen kaum, was sich wirklich dahinter verbirgt, wie es entsteht und was man dagegen tun kann. Oft wird Burnout als starke Erschöpfung,

Burnout ist in aller Munde, aber viele Menschen wissen kaum, was sich wirklich dahinter verbirgt, wie es entsteht und was man dagegen tun kann. Oft wird Burnout als starke Erschöpfung, Depression oder Zusammenbruch verstanden. Tatsächlich können das Endpunkte sein, aber es gibt viele Stufen, die dorthin führen.

Was ist Burnout?

Zunächst: Burnout ist keine psychische Störung an sich, kann jedoch zu psychischen Störungen wie Depressionen führen. Im Wesentlichen handelt es sich um ein psychisches Syndrom, das sich durch hohe Belastung, Stress und/oder Selbstüberforderung entwickelt und in emotionaler, geistiger sowie körperlicher Erschöpfung münden kann. Burnout entsteht schleichend und beginnt oft mit harmlosen Anzeichen, die leicht übersehen werden. Doch werfen wir einen genaueren Blick auf die Burnout-Spirale:

Idealismus: Der Einstieg in die Spirale

Die ersten Phasen von Burnout sind oft durch Idealismus geprägt, den wohl jeder kennt. Im neuen Job oder bei einem neuen Projekt möchte man sich beweisen, gibt 120 % und setzt sich selbst hohe Maßstäbe. Dieses hohe Leistungsniveau wird von anderen schnell als normal angesehen, und die Erwartungen steigen. Während kurzfristige Spitzenleistungen vertretbar sind, wird es auf Dauer problematisch und führt meist zur Vernachlässigung eigener Bedürfnisse. Was als Motivation beginnt, einen guten Eindruck zu hinterlassen, kann zum Einstieg in die Burnout-Spirale werden, besonders wenn Wertschätzung ausbleibt und man versucht, durch noch mehr Leistung Anerkennung zu erlangen.

Von der Tretmühle zur Erschöpfung

Mit der Zeit beginnt der Körper, sich durch Warnsignale wie Kopfschmerzen und Schlafstörungen zu melden. Das Arbeitspensum wird zur Belastung, Konflikte werden verdrängt, und der innere Antrieb reduziert sich oft auf den Gedanken „Leistung ist alles!“. Viele versuchen, ihre Symptome durch Medikamente oder Entspannungsmittel zu überdecken, was auf chronischen Stress hinweist. An diesem Punkt ist Unterstützung dringend notwendig, denn der Tunnelblick verstärkt sich und es fällt schwer, sich zu reflektieren.

Enttäuschung und Rückzug

Der einstige Idealismus ist längst verflogen, und die Arbeit kostet immer mehr Kraft. Fehler und Beschwerden nehmen zu, und der einzige Ausweg scheint im Rückzug zu liegen. Türen werden geschlossen, Termine abgesagt, Begegnungen gemieden. Gleichzeitig wachsen Selbstzweifel und der Druck von außen. Gereiztheit und Sinnkrisen verstärken sich. Andere bemerken Veränderungen wie Wutausbrüche, Weinkrämpfe oder eine distanzierte Haltung. Betroffene fühlen sich leer, entwickeln Zynismus und Sarkasmus gegenüber Kollegen und Kunden.

In diesen Phasen ist eine Therapie und längere Arbeitspause dringend geboten. Andernfalls kann der Prozess zu völliger Erschöpfung führen:

Totale Erschöpfung und Depression

Jegliche Emotionen sind erloschen. Dinge, die einst Freude bereiteten, erscheinen bedeutungslos, und selbst Liebe und Zuneigung wirken leer. Betroffene fühlen sich inmitten von Familie und Freunden einsam. Dies geht oft mit Niedergeschlagenheit, Schuldgefühlen, Minderwertigkeitsgefühlen und starker Antriebslosigkeit einher. Die Gefahr von Suizidgedanken steigt. Die völlige Erschöpfung äußert sich in tiefster Kraftlosigkeit, bei der schon einfache Aufgaben wie das morgendliche Aufstehen unmöglich erscheinen. Eine umfassende Therapie mit längerer Auszeit ist notwendig, oft gefolgt von einer schrittweisen Wiedereingliederung.

Was kann man gegen Burnout tun?

Wichtig ist das Bewusstsein über die Entstehung und die Risikofaktoren. Die Kontrolle der eigenen Leistungsgrenzen und Phasen der Erholung sind entscheidend. Es gilt, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen, persönliche Werte zu reflektieren und sich nach ihnen zu orientieren.

Einflussfaktoren von Burnout

Risikofaktoren

  1. Persönliche Faktoren: Besonders gefährdet sind ehrgeizige Menschen mit hohem Anspruch an sich selbst. Perfektionismus und die Tendenz, die Bedürfnisse anderer über die eigenen zu stellen, begünstigen Burnout. Menschen, die sich gut abgrenzen können, sind weniger gefährdet.
  2. Berufliche Faktoren: Hohe Arbeitsbelastung, fehlende Wertschätzung, Rollenkonflikte und emotionale Belastungen sind ungünstige Voraussetzungen. Ein unterstützendes Arbeitsumfeld mit klarer Rollenverteilung, flachen Hierarchien und Wertschätzung kann hingegen die Resilienz stärken.
  3. Placement: Wie sehr persönliche Werte und Fähigkeiten mit den Anforderungen des Jobs übereinstimmen, beeinflusst die Belastung. Aufgaben, die Freude bereiten und den eigenen Werten entsprechen, wirken Burnout entgegen.

Fazit

Burnout ist ein komplexer, schleichender Prozess mit vielen Phasen und Warnsignalen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Burnout vorzubeugen oder die Spirale zu durchbrechen. Der Schlüssel liegt darin, sich selbst und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen, klare Grenzen zu setzen und sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen. Nur so kann der Weg aus der Erschöpfung zurück zu einem erfüllten und gesunden Leben gelingen.

Grafik: Sonja Höhn: Führung und Psyche © managerSeminare, Maslach und Jackson, 1984, nach Weinert

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