Die Weihnachtszeit ist für viele die stressigste Zeit im Jahr. In der Vorweihnachtszeit gibt es viel vorzubereiten: die Wohnung soll hübsch dekoriert sein, zwischen den Anforderungen des Alltags wird noch gebastelt und gebacken, Geschenke und der Weihnachtsbaum müssen besorgt und Essen eingekauft werden. Parallel stehen Jahresabschlüsse, Weihnachtsfeiern, Schulveranstaltungen und Zielerreichungsfristen im Raum.
Und so rasen wir mit 180 km/h in die Weihnachtsfeiertage, oft gestresst und erschöpft von den vergangenen Herausforderungen und hoffen auf Ruhe und Entspannung. Aber wie? Denn an den Feiertagen kommen die unterschiedlichsten Erwartungshaltungen an sich selbst und an andere zum Tragen. Weil alles besonders schön sein soll in der wichtigsten Familienzeit des Jahres – so wie in der Kindheit oder aber auf keinen Fall wie in der Kindheit – legen wir uns richtig ins Zeug und machen oft noch mehr Stress: Mama zaubert besonders tolles Essen, Papa möchten den bestmöglichen Baum ergattern. Junge Familien machen ein halbe Weltreise, um alle Verwandten abzuklappern und kleine Kinder verbringen manchmal mehr Zeit im Auto auf den Fahren zu Omas und Opas als unter dem Weihnachtsbaum.
Unausgesprochene Erwartungshaltungen, Wertevorstellungen, Sehnsucht nach Gemeinschaft oder Ruhe, nach Anerkennung oder Freiraum kollidieren, wir treffen viele Verwandte, mit denen wir das Jahr über kaum Kontakt hatten und dann passiert manchmal das, was man am wenigsten möchte: es gibt Streit, Ärger und Enttäuschung.
Dabei ist die Zeit vor Weihnachten, von November bis zu Wintersonnwende eigentlich die Zeit des Rückzugs. Die Natur macht es uns vor: die Energien gehen nach innen, überflüssiges wird abgeworfen, Ruhe und Besinnung sollten Raum bekommen. Eine Zeit für Reflexion, kritische Auseinandersetzung mit dem, was man wirklich braucht und wirklich will, eine Zeit, in der man mit Ressourcen und Energie haushalten muss und sich vorbereitet auf die Zeit ab der Wintersonnwende, wo die Tage wieder länger, das Licht wieder heller und die Energie wieder mehr wird.
Leicht gesagt. Und wir bekommen wir ein entspannteres Weihnachtfest hin?
Hier fünf Tipps, denen ich mit meiner Familie schon lange folge und die für uns sehr gut funktionieren:
1. Überlege dir, mit wem du wirklich Zusammensein willst
Was wäre dein Traum-Weihnachten? Finde für dich heraus, mit wem du wirklich zusammen sein willst am Weihnachten und wenn du feststellst, dass Tante Heide und Onkel Franz nicht dabei sind, dann gibt es sicher eine Lösung dafür! Weihnachten geht über drei Tage und vielleicht können die beiden zum Kaffeetrinken oder zum Familienessen an einem der beiden Feiertage kommen und am Heiligen Abend bleibt man im kleinen Kreis. Vielleicht möchte man auch nur mit Freunden feiern. Auch das sollte auch rechtzeitig geklärt sein. Nimm dich ernst. Auch wenn dein Wunsch nicht sofort umsetzbar ist, lohnt es sich die Bedürfnisse zu verklaren. Vielleicht gelingt eine schrittweise Umsetzung. Eines ist sicher, weißt du nicht was du willst und gehst du nicht dafür los, wird nichts anderes als bisher.
2. Überlege dir, was dir wirklich wichtig ist?
Verklare dir deine Werte: was ist mir das Wichtigste an Weihnachten. Wenn klar es, was im Vordergrund stehen soll, gibt es eine Grundlage für Entscheidungen. Für manche ist Gemeinschaft wichtig, für andere Zweisamkeit. Will man mehr Ruhe oder mehr Verbindung. Sich gemeinsam mit dem Partner oder für sich klarzuwerden, welche Werte man an Weihnachten leben will, kann viel erleichtern und ist auf mehreren Ebenen wichtig: auf der persönlichen und auch auf der gesellschaftlichen Ebene. Die ursprünglichen Werte der Wintersonnwende und der Wiedergeburt der Sonne waren lange durch christliche Werte ersetzt und diese werden schon lange durch Konsum verdrängt. Es ist vielleicht kein einfacher Schritt sich klarzumachen was man von Weihnachten wirklich erwartet, aber ein lohnenswerter!!! Weil man dann den Abend entsprechend gestalten kann.
3. Keine Termine vor Weihnachten
Ich sperre schon seit einigen Jahren einen Block von 10 Tagen vor dem Heiligen Abend für Termine. Das hört sich jetzt vielleicht verrückt an, aber es funktioniert. Ich habe den Vorteil, dass ich selbständig bin, allerdings lohnt es sich auf für Menschen im Angestelltenverhältnis oder die zu Hause sind, diese Zeit freizuhalten. Keine zusätzlichen Termine für einen gewissen Zeitraum!! Keine Sorge, Langeweile kommt nicht auf. Zum einen schleicht sich sowieso noch der ein oder andere Termin ein und zum anderen gibt es genug zu tun. Sich bewusst für diesen „Sperrzeitraum“ zu entscheiden, gibt Spielraum für Besinnung und Entschleunigung.
4. Rechtzeitig mit allen sprechen und planen
Ich setzte mich jedes Jahr mit meinen Kindern und meinem Partner zusammen und jede und jeder legt seine/ihre Pläne für Weihnachten auf den Tisch – sozusagen auf der Sachebene. Meine Kinder wollen meistens ab 10 oder 11 Uhr noch raus, weil in diesen Tagen sich viele ehemalige Schulkameradinnen wieder in Potsdam befinden und es eine tolle Gelegenheit ist, diese wiederzusehen. Manchmal soll ein Lebenspartner eines meiner Kinder dabei sein oder ein Tier wird mitgebracht. Ich zum Beispiel möchte nicht allein kochen am Heiligabend. So besprechen wir alles und verteilen auch, wer was besorgt und macht. So können wir alle Bedürfnisse berücksichtigen und beugen Enttäuschungen vor. Ich habe in meiner Ursprungsfamilie oft erlebt, dass meine Großmutter sich in der Küche abgerackert hat und dann enttäuscht war, wenn die größeren Kinder das nicht genug wertschätzten und lieber raus wollten und die Kleineren vor lauter Aufregung keinen Bissen herunterbekamen. Daher: macht euch einen Plan – gemeinsam. Es macht Sinn, sich zu überlegen, ob man vor oder nach der Bescherung isst, mit kleinen Kindern macht es deutlich mehr Sinn danach.
5. Für gemeinsame Aktivität und Verbindung sorgen
Es gibt viele Möglichkeiten an den Feiertagen miteinander in Verbindung zu gehen. Gemeinsamens Singen, musizieren, spielen oder kommunizieren. Es lohnt sich, etwas vorzubereiten. Ich bestehe zum Beispiel seit Jahren darauf, dass wir an Weihnachten eine Runde machen, in der jede und jeder sagt, für was er/sie im vergangenen Jahr dankbar war und ist. Meine Kinder fanden das am Anfang doof im Vorfeld und liebten es dann doch am Abend. Diese Runde ist so verbindend und berührend, dass es immer ein wunderschöner Abend wird. Wir haben auch Verabredungen über Geschenke und packen diese am Abend nacheinander gemeinsam aus. Als die Kinder klein waren, habe ich immer dafür gesorgt, dass Spiele oder Spielsachen dabei waren, die wir dann gemeinsam spielen konnten, so dass der Abend durch gemeinsame Aktivität gefüllt war. Wir kochen auch gemeinsam am Heiligen Abend, etwas Einfaches, an dem jeder mitschnippeln kann und was man über den Abend immer weiter essen kann. Habe einfach den Mut, dir gemeinsame Aktivitäten mit deinen Liebsten zu überlegen und zu planen – es funktioniert sicher und ist sicher besser als Small-Talk oder Fernsehen 😊
Ich hoffe, meine Tipps helfen ein bisschen für dein Traumweihnachten. Wichtig ist, rechtzeitig anzufangen, am besten jetzt. Vielleicht kannst du auch statt den obligatorischen Weihnachtskarten an tausend Menschen die Zeit auch lieber nutzen, um einen persönlichen Brief zu schreiben. Vielleicht hast auch du Menschen, denen du dankbar und verbunden bist und es viel zu selten sagst? Und die Zeit nach Weihnachten ist außerdem eine gute Zeit für sich selbst mit dem Jahr abzuschließen und sich für das neue Jahr auszurichten. Ich wünsche dir viel Freude!